Die gummigen Definitionen werden sehr grosszügig interpretiert

In praktisch allen verfügbaren Publikationen taucht immer wieder der Hauptgrund für den Einsatz von Windkraft auf: „Wir müssen etwas gegen den Klimawandel tun„. Obwohl hundert bessere Möglichkeiten vorhanden sind, will der Branchenverband Suisse Eole auf praktisch allen Hügeln des Mittellandes solche Windräder aufstellen. Als Gründe dazu müssen die geforderte Einsparung der CO2 – Emission und die Stromversorgung unseres Landes hinhalten. Man versteigt sich ohne nachzudenken zum Begriff „Landesversorgung“ und ignoriert die Tatsache, dass Windkraft in der Schweiz auf KEINEN Fall einen wesentlichen Beitrag zur Versorgung leisten kann.

Um den Anschein eines überlegten Vorgehens zu erwecken, spricht die Suisse Eole von einer sogenannten „Selbstbeschränkung“ beim Einsatz von Windkraftwerken. Für die Zertifizierung des Stromlabels „Naturmade Star“ ist vorgesehen, dass nur „umweltverträgliche Standorte“ im Sinne des Dokuments „Konzept Windenergie Schweiz“ gebaut werden sollen.

Interessanterweise kommt das Wort „umweltverträglich“ in diesem Papier gar nicht vor. Man muss diese Gummidefinition, die immerhin Basis einer von PBC durchgeführten Zertifizierung ist, zuerst mal interpretieren und hat damit ein weites juristisches Feld vor sich: Man kann mit solchen Bestimmungen machen was man will. Ob solche Grundlagen für eine seriöse Zertifizierung geeignet sind ist fraglich. Auf jeden Fall gibt es dazu nur eine Auslegung: Die Selbstbeschränkung gemäss „Konzept Windenergie Schweiz“ muss sich auf folgende Punkte beziehen (Seite 17):

  • Nationale Inventare und Schutzgebiete ausgeschlossen
  • Wald, Abstand 50m
  • Siedlungsgebiete und bewohnte Gebäude, Abstand 300m mindestens bei Nabenhöhe von 70m
  • Windangebot mindestens 4.5 m/s auf Nabenhöhe

In der Auslegung der Abstandsdefinition wird von der Windradlobby ganz selbstverständlich der Turm als Basis genommen. Obwohl das keinerlei Sinn macht, da die Rotorspitzen so praktisch bis zum Waldrand reichen würden. Die IG WINDLAND fordert in ihren Vorschlägen zur Raumplanung für Windkraftanlagen eine Abstandsmessung an der Kreissektorgrenze der Rotoren, also ab Spitze der Rotoren bis zum Waldrand.

So ist der Abstand wirklich 50 m. Aber selbst dieser Abstand ist zu nahe, was durch die IG WINDLAND detailliert begründet wird (Seite 10). Auch für Abstände zu bewohnten Gebäuden wird selbstverständlich die für die Windradlobby günstige Ausgangslage „Turm“ verwendet. Auch hier begründet die IG WINDLAND auf Basis von internationalen Werten einen weit grösseren Abstand. Das hindert die Windradlobby aber nicht daran, selbst diese minimalsten Abstände noch stark zu unterschreiten. Auf dem Schwyberg sind Abstände von 150 Meter zu bewohnten Gebäuden geplant! Dass damit die Grundlagen einer Zertifizierung des Stroms, aber auch jegliche Zurückhaltung und „Selbstbeschränkung“ dahinfällt, leuchtet ein. Die Planer des Windparks Schwyberg kümmert das nicht. Obwohl nach obiger Definition der Mindestabstand, nach konservativster Methode gerechnet, mindestens 420 Meter betragen müsste!
Auch hier weist die IG WINDLAND  nach, dass selbst dieser Abstand noch viel zu klein ist.
Auch auf dem Heitersberg kann der im Konzept Windenergie Schweiz geforderte Abstand nicht annähernd eingehalten werden (462 Meter).Warum braucht es diese Abstände? WKA haben vier Emissionsarten, die durch den Abstand wesentlich entschärft werden:

  • Bewegter Schattenwurf (innerhalb 1200 Meter)
  • Eiswurf (innerhalb ca. 500 Meter)
  • Infraschall (innerhalb ca. 3’500 Meter, siehe Wind Turbine Syndrome)
  • Pulsierender Lärm (innerhalb mindestens 800 Meter, je nach Windrichtung)

Diese Werte sind in der Schweiz stark umstritten. Die Windradlobby will sie so klein wie möglich halten. Internationale Erfahrungen zeigen aber, dass die obigen, von der IG WINDLAND geforderten Abstände notwendig sind, damit Anwohner nicht gefährdet werden. Aber diese Vorschläge werden von der Windradlobby mit allen Mitteln bekämpft. Das ist deshalb so einfach, weil die betroffenen Anwohner immer in der Minderheit sind. Während sich die Bevölkerung mit dem Aufstellen von Windrädern das eingeredete schlechte Klimagewissen erleichtert, müssen die Anwohner teilweise massive Eingriffe in ihr Leben in Kauf nehmen. Das Wissen darüber ist dermassen wenig verbreitet, dass die Windradlobby ein leichtes Spiel zu haben scheint.

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