Aufstand gegen die Abzocke beim Strom
Eine europäische Regierung, die infolge einer Strompreisrevolte zurücktreten muss – eine solche Prophezeiung hätte man noch vor wenigen Monaten als Hirngespinst belächelt. Ein deutscher Umweltminister, der zugibt, dass die Energiewende mehr als eine Billion € kosten wird – noch vor kurzem völlig undenkbar. Doch nicht nur in Deutschland, sondern in immer mehr europäischen Ländern mehren sich inzwischen immer deutlicher die Anzeichen, dass die Bevölkerung gegen die als „Klimarettung“ maskierte Abzocke bei der Stromversorgung aufzubegehren beginnt. Dies könnte zugleich eine dramatische Wende bei den Diskussionen über die CO2-Frage einläuten.
Seit Jahrzehnten hören wir immer drängendere Warnungen, das Klima werde durch die Menschheit ruiniert. Nobelpreisträger wie Al Gore und Professoren wie Mojib Latif und Hans Joachim Schellnhuber werden nicht müde zu behaupten, dass steigende CO2-Pegel zu einem Treibhauseffekt führen, der noch innerhalb dieses Jahrhunderts katastrophale Ausmaβe annehmen werde. Als Folge drohten Naturkatastrophen, Dürren, sich häufende Extremwetterereignisse und ein lebensbedrohlicher Anstieg des Meeresspiegels. Die Massivität und Bandbreite, mit der diese Thesen vertreten werden, führt zu einer zunehmenden Diskriminierung abweichender Meinungen. Seinen Gipfel fand dies in der kürzlichen Aussage eines in Österreich lehrenden Universitätsprofessors, für Leugner des Klimawandels sei die Todesstrafe zu fordern. Unterdessen machen gewitzte Zeitgenossen mit der Angst vor dem Klimawandel glänzende Geschäfte. In den letzten Jahren scheffelten manche dieser Lichtgestalten mit Windmühlen und Solarplatten Milliarden. Doch seit wenigen Monaten scheint ein Kipppunkt erreicht zu sein. In immer mehr Ländern Europas greift Unruhe um sich. Mehr und mehr sieht es danach aus, dass das viel zu weit ausgeschwungene Pendel wieder in die Gegenrichtung zurückkehrt.
Deutschland als Brennpunkt
Deutschland ist in den letzten Jahren zu einem Brennpunkt der Klimawandel-Bewegung geworden. Sowohl rot-grüne als auch konservative Bundesregierungen sehen sich schon seit langem als Vorreiter des Klimaschutzes und propagieren dies auch auf internationaler Ebene. Bei vielen europäischen wie internationalen Abkommen zu Klimaschutz und CO2-Minderung gehörte Deutschland zu den treibenden Kräften. Mit dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) und seinen Vorläufern wurde der Umbau der deutschen Stromversorgung hin zu sogenannten „erneuerbaren Energien“ forciert, während man gleichzeitig beschloss, die Kernenergie auslaufen zu lassen.
Zusätzliche Dynamik bekam diese ökologisch motivierte Entwicklung dann 2011 als Reaktion auf die Reaktorkatastrophe von Fukushima. In der Folge wurde beschlossen, den Ausstieg aus der Kernkraft zu beschleunigen und die Stromproduktion bis 2050 zu 80 % auf sogenannte erneuerbare Energien umzustellen. Gleichzeitig wurde das Aus für die als Risikotechnologie eingestufte Kernenergie beschlossen, die noch vor wenigen Jahren bis zu 30 % zur deutschen Stromerzeugung beigetragen hatte. Politisch wie medial wird dieses Vorhaben von einem breiten Konsens getragen. Jetzt allerdings zeigen sich in dieser Einmütigkeit erste Risse, und zwar wegen der mit dem Vorhaben verbundenen Kosten, die inzwischen in manchen Teilen der Bevölkerung für Unruhe sorgen. Mit feinem politischem Gespür hat dies auch der Bundesumweltminister Altmaier erkannt und sucht nach Wegen, diesen Gefahrenherd zu entschärfen. Denn scheitert die Energiewende am Widerstand der Bevölkerung, dann scheitert auch die Akzeptanz für die Klimarettung. Und da sich Deutschland diesbezüglich als weltweiter Vorreiter positioniert hat, der andere zur Nachahmung auffordert, wären die Folgen auch für diese weltweite Bewegung verheerend.
Bild 1. Deutschland hat sich mit der „Energiewende“ extrem ehrgeizige Ziele bei der Einführung sogenannter erneuerbarer Energien gesetzt (Grafik: Autor)
Kosten auβer Kontrolle
Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass es nicht die ungelösten technischen Probleme sind, die zu dieser labiler werdenden Situation führen, sondern die Kosten. Durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) wurde bei privaten Kapitalgebern eine Flut an unkoordinierten Investitionen ausgelöst, die jetzt anfängt, die Volkswirtschaft endgültig zu überlasten. Die mittlerweile aufgelaufenen EEG-Zahlungen und Zahlungsverpflichtungen summieren sich bereits 2013 zu rund 435 Mrd. €, und die Trendkurve verläuft weiter steil nach oben. Mit der jüngsten Steigerung der EEG-Umlage um 47 % scheint jetzt sowohl bei der Bevölkerung als auch bei Teilen der Industrie eine Schmerzgrenze erreicht zu sein, die auch von der Politik nicht mehr ignoriert werden kann. Nur – man kann jetzt nicht mehr stehenbleiben, schlieβlich werden in den kommenden Jahren weitere Kernkraftwerke abgeschaltet. Deren Leistungsanteil sollte ja auf keinen Fall von fossilen Kraftwerken übernommen werden. Genau da liegt das Dilemma, denn trotz der enormen Ausgaben erzeugten EEG-geförderte Kraftwerke in Deutschland 2012 zusammen lediglich 114,5 Terawattstunden elektrischer Energie. Um die 99 TWh zu ersetzen, die 2012 noch aus Kernkraftwerken kamen, müssten auf die bisher aufgewendeten 435 Mrd. € nochmals Verpflichtungen in vergleichbarer Gröβenordnung aufgesattelt werden. Angesichts der sich ausbreitenden Unruhe darf inzwischen bezweifelt werden, ob der deutsche Michel bereit sein wird, diese zusätzlichen Belastungen noch längere Zeit ohne Murren zu tragen.
Bild 2. Die per EEG-Gesetz verordneten kumulierten Gesamtverpflichtungen für die deutsche Bevölkerung erreichen schon 2013 die stolze Summe von rund 435 Mrd. € (Grafik: Autor)
Keinerlei Ersatz von CO2
Hinzu kommt, dass die angeblich mit dem EEG und seinen Kosten verknüpfte Klimarettung nicht stattfindet. Die Gutgläubigkeit zahlreicher Menschen wurde schamlos ausgenutzt. Seit Einführung des EEG im Jahre 2000 ist der CO2-Ausstoss der deutschen Kraftwerke praktisch unverändert bei rund 350 Mio. t geblieben. In puncto Klimarettung hat sich also nichts getan. Und bis zur Stilllegung des letzten Kernkraftwerks wird sich an dieser Situation trotz weiter enorm steigender Kosten nichts ändern, weil hier lediglich eine CO2-arme Technologie durch andere CO2-arme Technologien ersetzt wird. Es dürfen Zweifel daran erlaubt sein, ob sich dieser Kurs noch mehr als ein paar Jahre wird durchsetzen lassen. Natürlich werden ihn die dominierenden politischen Parteien zunächst weiter verteidigen. Das ist schon allein aus Gründen der Gesichtswahrung erforderlich. Doch während Rot-Grün vermutlich eisern an der bisherigen Linie festhalten wird, kann man bei der CDU zaghafte Absetzbewegungen erkennen, beispielsweise die von Hr. Altmaier vorgeschlagene Strompreisbremse.
Bild 3. Bei der deutschen Stromproduktion erzeugtes CO2 in Mio. t/ Jahr. Trotz enormer Aufwendungen wurde keine Verringerung erreicht (Grafik: Autor)
Abbruch nach Fan-Ausschreitungen?
Viel spricht daher dafür, dass man trotz aller Ablenkungsmanöver gezwungen sein wird, irgendwann in den nächsten paar Jahren die Veranstaltung „Energiewende“ mitten im Spiel abzubrechen, weil die Fans Böller werfen. Es ist nicht unberechtigt, den Abbruch im Bereich von 2015 bei etwas über 30 % EEG-Anteil an der Stromerzeugung zu erwarten. Spätestens dann kommen nämlich zu den Kosten noch die bisher überspielten technischen Probleme hinzu. Dann werden sich an sonnen- und windreichen Tagen die unterschiedlichen „Erneuerbaren“ gegenseitig blockieren, weil sie zusammen mehr Strom erzeugen, als das Netz überhaupt aufnehmen kann. Weitere Knackpunkte sind die völlig ungelöste Speicherproblematik, der Netzausbau und die Netzstabilität. Während ein gesundes Netz mit vielen Groβkraftwerken ausreichend Reserven hat, um kleinere Mengen zufallsgesteuert erzeugten Stroms zu verkraften, nimmt diese Fähigkeit mit wachsendem Anteil an Wind- und Solarstrom ab. Irgendwann wird das Netz instabil. Wenn das öfter vorkommt und länger dauert, sind die Folgen für eine hochentwickelte Volkswirtschaft katastrophal.
Bild 4. Bei einer „Notbremsung“ im Jahre 2015 mit Stopp weiterer EEG-Investitionen sowie weiter fortgeführter Stilllegung der Kernkraftwerke dürften die jährlichen CO2-Emissionen bei der Stromerzeugung bis 2022 von rund 350 auf 450 Mio. t klettern (Grafik: Autor)
Zwangsabschied von der Klimarettung?
Spätestens zu diesem Zeitpunkt werden die derzeit dominierenden politischen Kräfte erklären müssen, wieso soviel Geld ausgegeben wurde, ohne dem vorgeblichen Ziel – der Rettung des Klimas – auch nur annähernd nähergekommen zu sein. Da die politischen Widerstände gegen eine Wiedereinführung der Kernkraft wohl auch in Zukunft kaum zu überwinden sein dürften, wird man sich damit abfinden müssen, auf Dauer einen Anteil fossiler Kraftwerke an der Stromerzeugung von 60-70 % zu akzeptieren. Weil die bisher von der Kernkraft erbrachten Anteile dann durch fossile Kraftwerke abgedeckt werden müssen, wird der Versuch, den CO2-Ausstoβ bei der Stromgewinnung zu senken, ins Gegenteil verkehrt werden. Deutschland wird stattdessen sogar mehr CO2 produzieren. Schon allein der politische Überlebensinstinkt dürfte die Parteien ebenso wie die ihnen gewogenen Teile der Medien dann dazu treiben, sich von der bisherigen Verteufelung des CO2 leise durch die Hintertür zu verabschieden. Und ist dies in Deutschland erst einmal der Fall, dann kann erwartet werden, dass dieses Beispiel ringsum und weltweit Schule machen wird. Kyoto und eventuelle Nachfolgeabkommen dürften dann endgültig Geschichte sein.
Bild 5. Sondermüll. Das in vielen Solardächern enthaltene hochgiftige Schwermetall Cadmium wurde aus Industrieprodukten schon vor vielen Jahren verbannt (Foto: Autor)
Weitreichende Folgen
Die Folgen dürften insbesondere in Deutschland, aber auch weltweit einen gesellschaftlichen Tsunami auslösen. Der Branche der „erneuerbaren Energien“ könnte ein katastrophaler Zusammenbruch bevorstehen. Sehr wahrscheinlich werden sich immer mehr Regierungen aufgrund der exorbitant hohen Energiepreise genötigt sehen, Kürzungen bei der EE-Förderung durchzusetzen. Dies wird zahlreiche Betreiber in den Ruin treiben. Die neuen Öko-Milliardäre wird es dabei wohl kaum treffen, denn diese cleveren Leute haben ihre Schäfchen schon längst im Trockenen. Leidtragende werden vielmehr gutgläubige Bürger sein, denen man mit windigen Versprechungen überteuerte Solardächer und Bürgerwindparks angedient hat.
Gröβere Probleme dürften auch auf zahllose „Fachleute für Erneuerbares“ und ganze wissenschaftliche Institutionen wie z.B. Forschungs- und Beratungsgremien für Solartechnologie oder Klimafolgenforschung zukommen. Auch in den Medien ist ein gewisses Stühlerücken nicht auszuschlieβen, sollten junge, unverbrauchte Redakteure anfangen, den investigativen Journalismus in diesem Bereich als gangbaren Karriereweg zu entdecken. Vielleicht indem man die lukrativen finanziellen Verbindungen mancher Medienstars zu Unternehmen der Wind- und Solarbranche kritisch beleuchtet.
Ganz allgemein ist zu erwarten, dass sich künftig die Voraussetzungen für eine Karriere in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft anders darstellen dürften als bisher. Mancher, der das Klima besonders heftig und lautstark retten wollte, könnte plötzlich erleben, dass sich dies nicht mehr positiv auf die beruflichen Perspektiven auswirkt. Beim Nachwuchs, der sich heute auf den Beginn seiner beruflichen Laufbahn vorbereitet, wird sich diese Botschaft in den nächsten Jahren vermutlich schnell herumsprechen.
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