„Ich trete aus dem Bund aus.“
Das sagt nicht irgend ein Mitglied des deutschen Naturschutzbundes. Das sagt das Gründungsmitglied und ehemaliges Vorstandsmitglied des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Enoch zu Guttenberg, Dirigent und engagierter Umweltschützer der ersten Stunde. Er hat den BUND 1975 mit Bernhard Grzimek, Hubert Weinzierl und Herbert Gruhl gegründet.
In einem offenen Brief in der FAZ vergleicht er die heutigen Windkraftwerke als die „Wunderwaffen der Marsbewohner“ aus dem H.G.Wells „Krieg der Welten“. Vor allem stört Enoch zu Guttenberg, dass sich der BUND offensichtlich mit horrenden Geldzahlungen der Windradlobby hat kaufen lassen. Der Windpark in Nordergründe am Wattenmeer bedrohte eine der wichtigsten europäischen Vogelrouten. Weil es um viel Geld ging, zog der Bund im Jahr 2003 gegen eine Zahlung von 800’000 Euro seine Klage zurück. Das hat nichts mit Pragmatismus, aber viel mit Korruption zu tun.
In der Schweiz funktioniert das anders
In der Schweiz sind die Umweltverbände etwas vorsichtiger. Eine systematische Unterwanderung mit extremen Ideologen konnte vor allem in den ersten Jahren des neuen Jahrtausends festgestellt werden. Sie hat einer zunehmend gesunden Zurückhaltung gegenüber Windkraftwerken Platz gemacht. Heute beurteilen die Umweltverbände solche Industrieanlagen wieder aus der Sicht ihrer angestammten Funktion: Umweltschutz.
Geheiligte Mittel
Dieser Gesinnungswandel hat sich deshalb ergeben, weil die Windradlobby sich selber durch eine einseitige Desinformationskampagne, fachlich falschen Aussagen und auffällig menschen- und umweltverachtenden Empfehlungen selber ein Bein gestellt hat. Die Politik des „Zwecks, der alle Mittel heiligt“ konnte auf lange Sicht nicht funktionieren. Heute kann der Windkraftnutzung in der Schweiz jeglicher positive Effekt für die Umwelt abgesprochen werden. So gibt es auch keine Mittel mehr, die durch die Umweltverbände geheiligt werden müssen.
Lieber Johannes
Ich danke Dir für das heutige, offene Gespräch im Restaurant „Himmel“ in Baden. Wir haben über meinen Artikel zum Austritt Enoch zu Guttenbergs aus dem deutschen Naturschutzbund und meinem Vergleich zu den schweizer Umweltverbänden gesprochen.
Im Gespräch haben sich meine Anschuldigungen relativiert und mich veranlasst, den Artikel neu zu formulieren. Aus heutiger Sicht ist es tatsächlich nicht mehr haltbar, dass den Umweltverbänden generell eine derart „schlechte“ Rolle im Spiel um die Windkraftnutzung zugesprochen werden kann. Die positiven Zeichen und die neuen Erkenntnisse in diesem Zusammenhang wurden in meinem Artikel zu wenig gewichtet. Die Aussagen waren in dieser Form nicht angebracht.
Das Gespräch mit Dir hat auch aufgezeigt, dass die laufenden Bestrebungen zu einer Versachlichung mit solcher Polemik nicht gefördert werden. Ich setze mich dafür ein, dass sich diese Haltung ändert. Wir werden den politischen Gegnern keinen Anlass mehr geben, dass sie mit aus dem Zusammenhang gerissenen Aussagen intrigieren können. Tatsächlich ist diese Erkenntnis schon weitgehend umgesetzt. Aber auf eine fachlich harte Diskussion wollen wir nicht verzichten. Sie ist je länger je mehr notwendig. Solange die Umweltverbände keine Antwort auf die Frage „Was bringt Windkraftnutzung der Umwelt für Vorteile?“ geben können, sollten sie sich ebenfalls etwas vorsichtiger äussern. Aus meiner Sicht gibt es immer noch keinerlei wesentliche Gründe dafür. Die vielen Nachteile sind sofort und klar ersichtlich. Diese Güterabwägung innerhalb der Umweltverbände ist längst überfällig. Ich hoffe fest darauf, dass diese Diskussion ehrlich und aus der Sicht von Mensch und Natur geführt wird. Die Alternativen zu schweizer Windkraftnutzung sind vielfältig und einleuchtend.
Liebe Grüsse:
Christof Merkli
Präsident Interessengemeinschaft Pro Heitersberg