Systematische Fälschung der Leistungsprognosen durch die Suisse Eole

Die schöne Theorie der Suisse Eole

Bei allen Projekten der Windradlobby wurde eine als „präzise“ bezeichnete Windmessung vorgenommen. Es entspricht den Tatsachen, dass mit einer methodisch und fachlich richtig vorgenommen Windmessung die zu erwartenden Leistungswerte sehr genau prognostiziert werden können. Oder besser gesagt: Werden könnten.

Weil die Windmessungen als selbstdeklarierte und unbegründbare Geheimsache einer Öffentlichkeit vorenthalten werden, kann die Windradlobby im Vorfeld der Projektierung eines Windparks jedes nur erdenkliche Märchen erzählen, was die prognostizierte Leistung dieser technischen Wunderwerke betrifft. Eine der ersten Grosswindanlagen der Schweiz steht seit dem Jahr 2005 im Feldmoos in der Gemeinde Entlebuch. Mit grossartigen Reden und noch grossartigeren Zahlen wurde in der Presse am 28. Oktober 2005 dafür geworben:

… für den Initianten, Bergbauer Roland Aregger, und für die ganze Region: Die 900-Kilowatt-Turbine wird mit Hilfe der vor Ort reichlich vorhandenen und erneuerbaren Ressource Wind Strom für den Bedarf von rund 300 Haushalten produzieren. In Zeiten steigender Ölpreise und erstarkter Warnungen vor künftigen Stromversorgungslücken hat Entlebuch ein neues Wahrzeichen erhalten: Es weist in die energiepolitische Zukunft. Bei strahlendem Herbstwetter und mit Präzision wurden die drei je 26 Meter langen Rotoren in windiger Höhe am Anlagenturm befestigt. Rund zwei Monate nach der Unwetterkatastrophe, welche die Gemeinde Entlebuch besonders hart getroffen hat, trägt das örtliche Klima nun zur Regionalentwicklung bei. Die Windturbine wird jährlich geschätzte 1’000’000 kWh Ökostrom produzieren ( 1’000 MWh oder 1 GWh, Anm. Autor) – notabene klimafreundlich und zu einem markttauglichen, längerfristig garantierten Abnahmepreis.

Die Realität kommt spät, aber sie kommt immer

Was ist nun aber die realistissche Leistungsbilanz, nach immerhin 4 Jahren Betrieb? Man sehe und staune:

(Grafik bezogen von www.wind-data.ch)

Es wurden über die Jahre 06 bis 09 gerechnet gerade mal 696 MWh jährlich produziert. Dabei wurde das erste Betriebsjahr fairerweise nicht mitgerechnet. Wer jetzt meint, dass diese doch stark unter den Erwartungen ausgefallene Leistung auch wirklich ins Stromnetz geliefert worden ist, täuscht sich gewaltig. Eine solche Anlage benötigt für den Betrieb Strom aus dem öffentlichen Stromnetz, um überhaupt funktionieren zu können. Die wunderbare Nettolieferung ist also noch einmal um mindestens 1% – bei Anwendung einer Enteisungsanlage bis zu 35% tiefer. Nach vierjährigem Betrieb zeigt es sich nun eindrücklich, dass weder reichlich Wind vorhanden, noch die versprochenen 300 Haushalte versorgt werden können. Wie wenn man das nach den erfolgten Windmessungen nicht hätte berechnen können. Aber die Messungen haben inhaltlich gar nie wirklich interessiert. Es ging und geht auch heute noch ausschliesslich um die simple Forderung, dass „eine Windmessung durchgeführt wurde“.

Das Ergebnis, wenn man die Bedingungen frisiert

Die unerklärliche Bedingung, dass auf 50 Meter über Grund eine minimale Windgeschwindigkeit von 4.5m/s nachgewiesen werden muss, entspricht etwas der gedachten Bedingung des Strassenverkehrsamtes, dass alle Automobile ab einer erreichbaren Maximalgeschwindigkeit von 50 Km/h als Rennwagen einzustufen sind. Die technisch realistischen Eigenschaften eines „Rennwagens“ erreicht man bei Windkraftanlagen aber erst ab ca. 9m/s durchschnittliches Windaufkommen! Diese künstliche Limite ist erwiesenermassen ein Wert, der durch die Windradlobby so tief angesetzt wurde, damit den Politikern und letztendlich der Bevölkerung ein brauchbares Windaufkommen in der Schweiz vorgegaukelt werden konnte. Das Bundesamt für Energie spricht heute von immer noch zu schwach ausgelegten minimalen 5.5m/s auf 100 Meter Höhe gemessen. Es gibt dabei aber keinen Grund, ein Windkraftwerk aufzustellen, wenn nicht mindestens 6m/s auf 50 Meter über Grund nachgewiesen sind.  Im windkrafterfahrenen Deutschland gilt ein Standort mit weniger als 6.4m/s (auf 80 Meter über Grund gemessen) als minimale Bedingung. Diese Regelung wurde exakt deshalb eingeführt, weil auch in Deutschland Missbrauch getrieben wurde. Das deutsche EEG (in der Schweiz KEV) sieht auch eine minimale, absolute Leistungslimite für jeden Typ WKA vor, der erreicht werden muss, um nicht aus der Abnahmepflicht zu fallen. Würde diese Regelung in der Schweiz angewendet, müssten praktisch alle bestehenden Anlagen auf Subventionen verzichten.

Die Verwirrung mit Windgeschwindigkeiten und Messhöhen hat nur den einen Grund: Verwirrung stiften, damit niemand auf die Idee kommt, diese Zahlen zu prüfen. Und da 99% der Journalisten nicht  recherchieren was sie schreiben, ist das schon eine gute Sicherheit, dass diese Lumperei nicht öffentlich aufgedeckt wird. Ausserdem langweilen solche Zahlenbeigen enorm. Keine gute Grundlage für eine oberflächliche Klatschspalte!

300 Haushalte sind 151 Haushalte

Nehmen wir einen statistischen durchschnittlichen Haushaltsverbrauch von 4.6 MWh/a als Basis, und ziehen wir fairerweise kein Watt für den Betriebsaufwand ab, können mit der Anlage im Entlebucher Feldmoos theoretisch 151 Haushalte versorgt werden. In der Praxis sind es aber noch wesentlich weniger. Ohne Stützung durch Atom- und Wasserkraft könnte hier auf keinen Fall von „Versorgung“ gesprochen werden. „Unterstützung“ ist der ehrlichere Begriff. Wenn wir jetzt den Betriebsaufwand mit der erzeugten Energie vergleichen könnten, würden wir auf horrende Strompreise stossen, die solche Anlagen der Allgemeinheit kosten. Da solche Rechnungen natürlicherweise der Öffentlichkeit vorenthalten werden, darf die Suisse Eole weiterhin ungestraft ihre systematischen Übertreibungen unter die Bevölkerung bringen. Am Ende bleibt nur Schall und Rauch. Die einzigen Profiteure der Windkraftnutzung sind die Betreiber, die die Chance einer dümmlichen „Kostendeckenden Einspeisevergütung“ bis zum letzten Rappen ausnützen. Und die darin von korrupten Funktionären und „Freien Mitarbeitern“ der Bundesverwaltung kräftig unterstützt werden.

Mit Photovoltaik funktioniert das schon länger

Wenden wir bei der Photovoltaik die gleichen Massstäbe an, wie die Suisse Eole im Fall WKA Feldmoos, ist der Betrieb eines stromautarken Einfamilienhauses schon lange Wirklichkeit. Es kann pro Hausdach mit lediglich 15m2 Fläche der jährliche Stromverbrauch eines statistischen Haushalts produziert werden. Aber da redet kein Mensch von „Versorgung„. Es ist hier selbstverständlich, dass der Spitzenbedarf aus dem öffentlichen Netz bezogen werden muss. Obwohl diese Strommenge tatsächlich auf dem Dach des betreffenden Einfamilienhaus produziert wird, ist es unmöglich, damit eine Heizung oder einen Kochherd zu betreiben. Warum? Beim Kochen zum Beispiel wird eine hohe Leistung pro Zeiteinheit benötigt. Diese Leistung steht bei allen Neuen Erneuerbaren Energien für die Produktion von Strom nicht zur Verfügung, wenn man sie benötigt. Bei Photovoltaik und bei Windkraft genausowenig, wie bei Sonnenkollektoren und eben allen „stochastisch“ produzierenden Energiequellen. Weil der Stromspeicher fehlt, kann die notwendige Energiedichte nicht erreicht werden, um das Kochfeld auf die nötige Betriebsleistung zu bringen. Zum Verständnis muss man dazu allerdings den Unterschied zwischen Stromleistung und Strommenge unterscheiden können.

Das Phantasieprodukt „Versorgung eines Haushalts“ kann im Zusammenhang mit Strom aus Neuer Erneuerbarer Energie praktisch nie angewendet werden. Neue Erneuerbare Energie kann die Spitzenlast niemals auch nur annähernd zur Verfügung stellen, wenn sie gebraucht wird. Die genaue und ehrliche Beschreibung der Wirkung von Strom aus Neuer Erneuerbarer Energie müsste demnach für obiges Beispiel des Windrades Feldmoos und für alle Windkraftanlagen richtigerweise heissen: „… produziert die Strommenge, die 151 statistische Haushalte wärend eines Jahres verbrauchen„.

Halb- und Viertelwahrheitsgehalt

Das Wort „Versorgung“ ist Ausdruck des reines Wunschdenkens einer an Wunder glaubenden Gruppe von Idealisten und Theoretikern. Und es wird mit der klaren Absicht angewendet, den Durschnittsbürger über die wahren Begebenheiten im Unklaren stehen zu lassen. Er soll daran glauben. Das erreicht man am besten mit einfachen und deshalb meist äusserst unrichtigen Begriffen wie „300 Haushaltungen können versorgt werden„. Und diese Fehlinformation entspricht dann jeweils etwa der Hälfte der Wahrheit. Man nennt solche Wahrheiten – ebenfalls nicht ganz richtig – „Halbwahrheiten„. Da das nun schon zum zweiten Mal die halbe Wahrheit ist, müsste im Feldmoss bei Entlebuch mathematisch richtiger  der Begriff „Viertelwahrheit“ angewendet werden. Da fragt man sich nur noch, wo die Wahrheit endet und wo die Lüge beginnt.

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